James Costos – Verliebt in Mallorca

Barack Obamas Botschafter in Spanien zeigt uns seine Lieblingsorte auf der Insel

Der Anruf erreichte James Costos in seinem Büro beim Fernsehnetzwerk HBO in Los Angeles: „Wir rufen aus der Air Force One an. Bitte bleiben Sie am Apparat, der Präsident möchte Sie sprechen.“ Nicht im Traum hätte er gedacht, dass der ihm einen Posten als Botschafter anbieten würde.

In der ersten Amtszeit Obamas wurde Michael Smith als offizieller Innendesigner im Weißen Haus engagiert. In jenen vier Jahren entwickelte sich eine enge Freundschaft, die James dazu veranlasste, sich in dem Wahlkampf zu engagieren, der zur zweiten Amtszeit von Obama führte. „Ich hatte meinen Abschluss in Politik- und Wirtschaftswissenschaften von der University of Massachusetts, wollte mich aber nie politisch betätigen. Ich habe immer die Chancen genutzt, die sich boten, ohne sie zu planen.

Es war mir eine große Ehre, meinem Land zu dienen, und ich hatte das Glück, das in Spanien tun zu können“, erzählt er, als wir unseren Shopping-Tag in einem traditionellen Espadrille-Laden auf der Calle Concepción in Palma beginnen.

Bei unserer Ankunft in Pollensa erinnert er sich, wie er Mallorca entdeckte. „Vor 17 Jahren lud Plácido Arango uns zu einer Cocktailparty nach Marbrisa ein – das Haus seines Bruders Jerónimo in Acapulco, Mexiko. Dort sah Michael ein Bild von Plácido in einem Haus an einer herrlichen Bucht. Wir erfuhren, dass sie in Formentor sei. Also fuhren wir im nachfolgenden Sommer ins La Residencia in Deià. Wir sahen Palma, Sóller, die Höhlen von Santanyi. Überall wo wir hinkamen, verliebten wir uns in die Leute, die Landschaft und das Essen. Wir sind viel unterwegs, aber Mallorca scheint für uns der schönste Ort auf der Welt zu sein. Manchmal besuchen wir auch das Haus auf dem Foto. Ein Freund hat es gekauft und Michael hat das Innendesign übernommen.“

Zwischen 2013 und 2017 befolgte Costos den Rat von Obama: „Knüpfen Sie Beziehungen auf allen Ebenen und öffnen Sie Ihr Haus, auf dass die Partnerschaft zwischen Spanien und den USA gestärkt werde.“ Also lud er Menschen ein, die nie zuvor ein Botschaftsgebäude betreten hatten, und bereiste sämtliche Regionen Spaniens, lernte dessen Schönheit zu schätzen, studierte dessen Geschichte und schloss Freundschaften. „Und so kam ich zu meinem Motto ‚Siempre adelante juntos‘ (Immer gemeinsam voran)“, in Anlehnung an Fray Junípero Serra.

Heute arbeitet er als strategischer Berater für den FC Barcelona in den USA, als Director bei PJT Partners für deren Ausbau in Spanien, sowie bei Incus Capital Fund. Er ist Präsident der Global Senior Fellows Initiative des Instituto de Empresa und nutzt jede Gelegenheit, die Wochenenden im Hotel Sant Francesc in Palma zu verbringen. „Ich pflege meine Kontakte zu Spanien, um die Menschen daran zu erinnern, dass Donald Trump keineswegs die US-amerikanischen Werte repräsentiert. Damit die jungen Leute nicht den Glauben an die Vereinigten Staaten verlieren.

Als ich Botschafter war, brachte ich Investoren und andere Menschen her, damit sie das Land kennenlernen konnten. Ich eröffnete den ersten Google Campus, um junge Unternehmer zu unterstützen. Deshalb habe ich auch beschlossen, meine Memoiren zu schreiben. Mein Buch El amigo americano – El hombre de Obama en España (Der amerikanische Freund – Obamas Mann in Spanien) erscheint am 4. Oktober. Ich möchte mehr Leute erreichen und sie wissen lassen, dass die US-Botschaft ihnen dienen und sie bei allem Erdenklichen unterstützen möchte.“

Wir fahren nach Fornalutx und er schwärmt davon, wie gern sie wandern. „Jeden Tag gehen wir anderthalb bis zwei Stunden wandern. Michelle Obama haben wir auf eine unserer Lieblingstouren mitgenommen – von Esporles nach Banyalbufar. Meist mieten wir uns ein Boot, und dieses Jahr haben wir Eric Schmidt eingeladen, den früheren CEO von Google. Mit Michelle haben wir auch noch etwas ganz Besonderes gemacht – direkt vor der Kathedrale geankert, den Sonnenuntergang beobachtet und dann die herrliche abendliche Beleuchtung der Kathedrale bestaunt. Einfach magisch!“ Im November kommt sie wieder nach Spanien – zur Buchpräsentation.

Auf dem Weg nach Deià nennt er uns seine Lieblingsrestaurants: Ca Na Toneta, La Terraza in Alcanada, Sebastián und Bens d‘Avall. Bei unserem Aufstieg zum Friedhof genießen wir das Panorama. „Ich werde nie vergessen, wie ich früh um drei von dem Lärm geweckt wurde. Es war ein Dorffest. Ein irres Feuerwerk, Kinder, Großeltern und Musik. Wir fanden es toll. abcMallorca sollte eine App entwickeln, damit man ja nichts verpasst!“

Das Buch ‘El amigo americano‘ von James Costos, herausgegeben von DEBATE, gibt es ab dem 4. Oktober in allen guten spanischen Buchläden als Hardcover und online als E-Book.

Fotos von Sara Savage