Haben Sie schon einmal eine Olive aus Mallorca probiert? Nicht die Runde, das ist die spanische Tafelolive der Sorte Manzanilla. Die heimische Olive ist mattgrün, länglich, eher hart und hat eine herbe, etwas bittere Note. Wie eine mallorquinische Inselschönheit strotzt sie vor Charakter und ist unverwechselbar im Geschmack!
Im Olivenöl von Son Moragues verbindet sich die Weisheit der Natur mit jahrhundertelanger Tradition sowie der Lebensphilosophie großer Visionäre. In diesem Öl liegt die Essenz des Wissens, denn auf Son Moragues ist die Olive das Sinnbild für ein funktionierendes Wertesystem. Ein Mikrokosmos im Makrokosmos.
700 Jahre alt ist die Tradition des Olivenanbaus auf Son Moragues. Schon im 14. Jahrhundert widmet sich die Familie Moragues der Kultivierung der Olivenhaine zwischen Valldemossa und Deià im Tramuntana Gebirge. Zu besonderem Ruhm verhilft dem Anwesen der Archiduque Ludwig Salvator von Österreich. Im Sommer 1867 betritt der Erzherzog erstmals mallorquinischen Boden und erwirbt in der Gegend um Valldemossa zahlreiche Grundstücke. Son Moragues war der Mittelpunkt seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit und sein Olivenöl wird 1888 bei der Weltausstellung in Barcelona erstmals ausgezeichnet. Schon der Erzherzog war ein fortschrittlicher Mann: Er war ein Nonkonformist, kühner Reisender, leidenschaftlicher Wissenschaftler und Visionär. Die Erhaltung der Umwelt, lokale Landwirtschaft sowie lokales Kunsthandwerk lagen ihm besonders am Herzen. Dies macht ihn zum ersten Kulturbotschafter von Mallorca und noch heute gilt er als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Inselgeschichte. Genau dieser Geist lebt auf Son Moragues weiter.
Seit einem Jahrzehnt arbeitet ein interdisziplinäres Team daran, die Olivenhaine von Son Moragues als einen wichtigen Teil der kulturellen Landschaft in der Serra wiederzubeleben. Mit altem Wissen werden nun innovative Projekte und Synergien kreiert, um uralte Traditionen ins 21. Jahrhundert zu übertragen. Durch den Naturschutz und Verkauf der Produkte wird der Erhalt der Serra de Tramuntana unterstützt, die unlängst zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.
„Es geht um Kreisläufe“, erklärt Uta Werner. „Die Olivenhaine der Serra Tramuntana sind ein perfektes Beispiel für das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur.“ Mit ihrem Kollegen Joe Holles leitet sie das Regenerationsprojekt auf Son Moragues, bei dem sich 10.000 Olivenbäume über 100 Hektar Land verteilen. Dabei betrachten sie den Landbau von einer ganzheitlichen Warte und streben danach, Bäume, Tiere, Pflanzen und Insekten als zusammenhängendes Ökosystem zu betrachten. „Wir kultivieren und erhalten die Bäume unserer Vorfahren und setzen ähnliche Techniken ein.“ Ohne Kosten und Mühen zu scheuen wurden hierfür 50 km Trockensteinmauern auf die traditionelle Terrassenbauweise restauriert, damit die Bäume ein natürliches Wasserreservoir bekommen. Jeder einzelne verwilderte Olivenbaum (Ollastre) wurde mit der mallorquinischen Sorte veredelt, so dass das Öl von Son Moragues heute noch von denselben Bäumen stammt, wie einst vom Archiduque. Auf die Verwendung von Pestiziden wird komplett verzichtet. „Schafe essen die Sprösslinge, die am Fuße eines Baumes keimen und ihm das Wasser entziehen“, erklärt Uta.
2006 wurde mit der Umstellung auf ökologischen Landbau begonnen. „Seither ist eine deutliche Steigerung in der Artenvielfalt sowie in der Fruchtbarkeit des Bodens zu verzeichnen“, unterstreicht sie. „Die ökologische Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt und der sozioökonomischen Regeneration ländlicher Gebiete, denn Projekte wie dieses wecken das Interesse junger Leute.“
Die Oliven werden auf Son Moragues immer noch von Hand geerntet und in der Ölmühle im Kaltextraktionsverfahren verarbeitet. Abgefüllt wird das Öl in eine mundgeblasene Glasflasche des mallorquinischen Traditionsunternehmens Gordiola, denn schon der Archiduque ließ sich seinen Malvasier Wein in Gordiola-Flaschen liefern. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht, denn die Retter von Son Moragues setzen die Messlatte hoch: „Son Moragues soll als Vorzeigeprojekt für Regeneration dienen!“