Youtuber María Gibert über das Kochen für ihre Follower

"Manchmal erkennen mich die Leute auf der Straße, kommen zu mir und danken mir."

María Gibert

Man fühlt sich an seine eigene Großmutter erinnert, wie sie dort geduldig hinterm Herd steht und einem sein Lieblingsgericht zubereitet, wenn man den Youtube-Kanal von María Gibert anschaut. Eines ihrer ersten Gerichte, Fideuà, kochte sie im Alter von neun Jahren. So richtig gelangen ihr die Nudeln jedoch nicht und zur Strafe musste sie diese dann selbst essen, wie sie mit einem gütigen Lächeln erzählt.

Als junge Frau verlor sie beide Eltern, sodass sie mit 21 Jahren, als zweitälteste von sieben Geschwistern, die Haushaltsführung übernahm. Dort begann ihre Begeisterung fürs Kochen, das ihr heute „Glück und Leben schenkt“, damals aber bedeutete, „mit wenig Geld irgendwie etwas Gutes kochen – da war Kreativität gefordert!“, erzählt sie. Die ersten mallorquinischen Rezepte, wie Sopas Mallorquinas, lernte sie noch von ihrer Mutter, danach sammelte sie vor allem aus Kochbüchern Wissen und Inspiration.

Ihre 81 Jahre merkt man ihr nicht an, ganz im Gegenteil: „Am liebsten habe ich es, wenn die Kochkurse richtig voll sind!“, sagt sie, „Auch das Aufnehmen der Videos macht mir viel Spaß. Auf der Straße werde ich hin und wieder erkannt und die Menschen bedanken sich dann bei mir.“ Nachdem Marías erster Mann verstorben war, wollten Sie Verwandte und Freundinnen aufmuntern und luden sie dazu ein, ihnen das Kochen beizubringen – und diese Kochkurse gibt es noch heute. 2012 schlug einer ihrer Enkel das Youtube-Experiment vor. Auf das Ergebnis ist sie zu Recht stolz: „Ich bin unter denen mit den meisten Followern“, sagt sie. Mit knapp 27.000 Abonnenten auf Youtube – einige ihrer Videos haben mehr als 200.000, eines sogar mehr als 300.000 Aufrufe – zählt sie zu den erfolgreichsten Koch-Influencern der Insel.

Saisonales Kochen, nach Jahreszeiten und zu den mallorquinischen Feierlichkeiten, spielt für María eine große Rolle. Ihre Zutaten kauft sie auf dem Mercat d’Olivar, am frischesten sei die Ware jedoch auf dem Mercat de Pere Garau, der ihr mittlerweile aber zu weit entfernt ist. Ein Mallorquiner oder ein langjähriger Resident, findet sie, solle wenigstens Empanadas zur Osterwoche oder einen Fisch im Ofen zubereiten können. „Heutzutage arbeitet jeder, für komplizierte Rezepte bleibt keine Zeit“, sagt sie verständnisvoll über den kulturellen Wandel in der Küche, „aber eine gute Sauce kann man eben nicht in zwei Minuten machen!“

Klickt man sich durch ihren Youtube-Kanal, gibt es Lob von allen Seiten: für die Qualität der Rezepte und die Art und Weise, wie sie diese erklärt – eben wie eine echte Großmutter. Ihre Follower kommen von überall her, viele davon sind Mallorquiner im Ausland, die so mit ihrer Kultur in Kontakt bleiben. Ihr Geheimnis? „Beim Kochen darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen“, sagt die 81-jährige, „vor kurzem habe ich Raviolis gemacht und die sind nichts geworden. Wir haben sie trotzdem gegessen.“

Auf dem Youtube-Kanal Recetas Mallorquinas finden Sie mehr als 100 typisch mallorquinische Gerichte: von Vorspeisen wie Sopa de Almendras oder Ensalada Payesa, über Klassiker wie Frito Mallorquin oder Sopas Mallorquinas, aber auch die aufwendigere Caldereta de Bogavante, bis hin zu Desserts wie Bizcocho de Cuarto oder Tarta de Almendras.
Für abcMallorca verrät María exklusiv eines ihrer Lieblingsgerichte für den Sommer:

Photos by Sara Savage