Die Künstlerin Barbara Weil

Wir machen eine Tour durch Sudio Weil in Puerto de Andratx

Barbara Weil

Barbara Weil segelte 1967 erstmals nach Mallorca. Ihr damaliger Mann war begeisterter Segler – sie bahnten sich damals ihrer Weg über sämtliche Binnenwasserstraßen von Holland bis zum Mittelmeer. Das Paar und ihre vier Kinder verbrachten eine kurze Zeit in Palma und ließen sich schließlich in einem schönen Haus am Meer in Puerto Andratx nieder. Barbara, geboren und aufgewachsen in Chicago (Illinois), studierte Kunst am Art Institute of Chicago. Sie war die Erste in ihrer Familie, die eine künstlerische Laufbahn einschlug. Jetzt hat sie ihr eigenes, speziell für ihre Zwecke errichtetes Studio. Konzipiert wurde es von keinem Geringeren als Daniel Libeskind – einem weltbekannten Star-Architekten. Zu seinen zahlreichen Renommee-Projekten gehört das Gesamtkonzept für den Wiederaufbau des “Ground Zero” in New York.

Herausforderung und Abenteuer ihres Umzugs nach Mallorca hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf Barbaras Arbeit: „Mallorca und Puerto Andratx waren einfach so romantisch. Und damals waren hier so viele alternative Leute unterwegs, dass man automatisch inspiriert wurde“, sagt sie. Barbaras Gemälde aus dieser Zeit sind große Bilder, die ein ganzes Spektrum heller, pastöser Farben aufweisen. Aus den architektonischen Formen in ihren Bildern entstand fast zwangsläufig eine Reihe von Skulpturen. „Ich arbeite völlig autonom, keines meiner Werke ist im voraus geplant, alles kommt einfach aus meinem tiefsten Inneren“, beschreibt Barbara ihre Arbeit. Eines der beeindruckenden Stücke, die man beim Betreten des Studios entdeckt, ist eine Installation, die Barbara gerne “Super Woman” nennt. Das Objekt besteht aus zwei Teilen. Über diese erste Serie laufen die gleichen psychologischen Grundfarben, und die Form erinnert an die weiblichen Fortpflanzungsorgane. Das Kunstwerk klettert quasi an der Wand des Studios hoch, als ob es fliegen würde. Man sieht es vom Erdgeschoss aus und aus dem zweiten Stock: ein klassisches Beispiel dafür, wie Libeskinds Architektur Weils Kunstwerke vervollkommnt.

Das Studio selbst wurde erst 1998 gebaut; „Ich lernte Daniel Libeskind durch einen Freund kennen. Wir plauderten zwanglos über unsere Arbeit, und wir hatten offensichtlich eine ähnliche künstlerische Intuition.“ Barbara erkannte sofort, dass er die perfekte Person für das Konzept ihres Studios war. Und zum Glück hatte Libeskind zum Zeitpunkt noch Platz in seinem Terminkalender.

„Meine Arbeit war die Inspiration für das Gebäude. Wir arbeiteten eng zusammen, um die komplementäre Wirkung meiner Kunst und seiner Gestaltung zu gewährleisten. Alles sollte sich wunderbar ergänzen.“

Das Ergebnis ist wirklich atemberaubend. Studio Weil ist ein freistehendes weißes, zweistöckiges Gebäude mit integrierten Winkeln, Kurven und Treppenhäusern. Es ist eine wunderbare Verschmelzung von Barbaras Kunst und Libeskinds spannender Architektur.

Beim Betreten des Studios stößt man auf Schablonen im Boden, die im Garten auf der oberen Etage repliziert werden. Andere Formen sind in Wände gemeißelt, die scheinbar ihre Farbe ändern, wenn man vorbei geht. Und das „Libeskind Treppenhaus“, die maßgeblichste Handschrift des Architekten, bündelt das Licht und verwandelt das Innere in ein Kaleidoskop mit universalem Blick auf Barbaras Werke.

Manche Skulpturen schmücken sogar den Garten im oberen Stockwerk oder hängen als skurrile Features von den Seitenflügeln des Studios herab.

„Es ist eine einzigartige Verschmelzung des Architektonischen mit der Kunst: eine Fusion, in der die Architektur in ihrer Form, Materialität und Geometrie die Kunst von Barbara Weil beleuchtet, ergänzt und zum Sprechen bringt“, schwärmt Daniel Libeskind auf seiner Website.

Barbara veranstaltet Besichtigungen des Ateliers (nach Voranmeldung) und private Sammler aus der ganzen Welt besuchen diesen einzigartigen Raum, in dem man Kunst, Emotion und Komplexität vereint sehen kann. Die Künstlerin schöpft Thematiken aus der okkulten Philosophie und nutzt viele verschiedene Materialien, um ihr eigenes mystisches Selbst auszudrücken; Holz, Papier, Auto-Lack, Kohle, Pastell und Kreide kommen zur Anwendung, und Barbara verwendet viele verschiedene Techniken. Männliche und weibliche Form und wie sie interagieren ist ein weiteres wiederkehrendes Thema, das sich in ihren Bildern, Skulpturen und Skizzen manifestiert. Zu Barbaras jüngsten Arbeiten zählen eine Reihe von Selbstportraits und kleinere Objekte, die durch Film-Klassiker inspiriert wurden.

Zwei von Barbaras Skulpturen sind in Andratx in einer Dauer-Ausstellung: Over the Moon – vier Meter hoch und am Hafen des Paseo Maritimo platziert – sowie Siurell de Libertad (Referenzierung der traditionellen mallorquinischen Siurell Figuren) vor der städtischen Musikschule Andratx. Diejenigen, die die volle Wirkung von Weils Arbeit hautnah erleben wollen, kommen um einen Besuch des Studios nicht herum. Es ist der Ort, an dem diese lebhafte und temperamentvolle Künstlerin ihre Kunst mit Blick aufs Meer weiter entwickelt, auf dem sie vor so vielen Jahren hierher gesegelt ist.

Barbara Weil ist leider im Jahr 2018 verstorben, aber ihre kreative Energie lebt in ihrem Atelier weiter, welches immer noch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

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