Colm Meaney – der Irische Schauspieler

Colm Maney

Für Legionen treuer Star-Trek-Fans wird er immer Chief Miles O‘Brien sein. Aber die 34-jährige Karriere des in Dublin geborenen charismatischen Schauspielers beinhaltet viele hochkarätige Rollen in TV- und Kino-Produktionen. Unter anderem war er im Blockbuster „Con Air“ (1997) zu sehen und spielt die Hauptrolle in „The Perfect Stranger“, der gerade auf Mallorca angelaufen ist.

„Ich wusste seit meiner frühen Jugend, dass ich Schauspieler werden wollte“, erzählt mir Colm bei einer Tasse Kaffee im Nassau Beach Club. „Mein Vater nahm uns manchmal mit ins Dubliner Abbey Theatre und es war eine herrliche Erfahrung.“ Bestimmte Filme wirkten auch nachhaltig auf ihn: „Der wunderbare Lindsay-Anderson-Film „If“ mit Malcolm McDowell hat mich auf so vielen Ebenen angesprochen.“ Er mochte Streifen, die interessante Geschichten erzählten, eine Botschaft hatten, „weil ich damals sehr politisch war.“ Bis heute ist Bertoluccis Novecento (1976) sein Lieblingsfilm – ein Klassiker des politischen Kinos.

Das Science-Fiction-Genre gab Colm eine dauerhafte Rolle. Er war gerade nach LA gezogen, als er für „Star Trek: The Next Generation“ zum Vorsprechen ging: „Sie mochten mich, wussten aber nicht, wie sie mich einsetzen sollten. Chief O‘Brien war ursprünglich nicht Teil der Besatzung, die Rolle musste sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten entwickeln.“ 1992 unterschrieb er einen Vollzeit-Vertrag bei „Star Trek: Deep Space Nine“.

Trekkies strömen nach wie vor zu Star-Trek-Conventions: „Wir haben das Spektakel 1999 eigentlich beendet, aber die Leute wollen nicht aufhören“, lacht er und gibt zu, dass er selten dabei war. „Wenn man die ganze Woche in einem Raumanzug herum läuft, will man nicht auch noch am Wochenende Leute in unförmigen Trash-Raumanzügen sehen!“ Nächsten Monat wird er dann doch an der „großen“ London Convention teilnehmen.

Von all seinen bisherigen Rollen ist er von The Barrytown Trilogy besonders angetan: „Als Schauspieler bekommt man nicht so oft die Gelegenheit, den gleichen Charakter dreimal zu mimen, und wenn das Drehbuch so gut ist wie bei Roddy Doyle, ist das Spielen Vergnügen pur.“ Seine Vorzeige-Filme sind „The Commitments“ von Alan Parker (2005 zum besten irischen Film aller Zeiten gewählt); „The Snapper“ und „The Van“ (beide von Regisseur Stephen Frears).

„Perfect Stranger“ wurde vor allem in der Gegend um Orient und Bunyola gedreht. „Es geht um einen Fremden, der mitten in der Nacht in einem kleinen Dorf ankommt und in einen alten, verlassenen Laden einzieht“, erklärt Colm. „Die Einheimischen glauben, dass er das Geschäft wieder aufmacht, aber kein Mensch kann sich vorstellen, was er denn verkaufen soll. Er spricht weder Spanisch noch Mallorquinisch – in dem Film rede ich sowieso extrem wenig – also ist es ein Rätsel, was überhaupt los ist.“

„Es ist eine schöne Slice of Life Story – eine Komödie über Menschen, die einander missverstehen. Aber es ist auch mitfühlend. Seine interessante Beziehung zu zwei einheimischen Problem-Kindern ist rührend. Er ist sich dessen gar nicht bewusst, dass er als Katalysator für die Einheimischen wirkt, indem er sich immer mehr für ihr Dorf interessiert.“

Der mallorquinische Regisseur Toni Bestard (Bunyola) – Gewinner von zwei Goyas – wollte unbedingt, dass Colm den Mark O‘Reilly spielt, ohne zu wissen, dass der Schauspieler in der Nähe von Sóller lebt. Seine Frau Ines Glorian war Kostümbildnerin. „Sie kommt hauptsächlich aus der Mode-Branche, hat aber auch schon für Theater-und TV-Werbespots gearbeitet. Wir haben uns Know How von vielen Seiten geholt, um diesen Film hochwertig zu produzieren und ihre Erfahrung war letztendlich Gold wert.“

Ines war begeistert von ihrem Urlaub auf Mallorca – und die Suche nach einem neuen Zuhause brachte sie schließlich hierher: „Ich verliebte mich in den Ort. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet.“

Colm glaubt, dass Perfect Stranger die Wahrnehmung von Mallorca durch ein internationales Publikum verändert: „Bei Vorführungen auf Filmfestivals wie Palm Springs waren die Zuschauer erstaunt darüber, dass die Landschaft so üppig und schön ist.“ Er glaubt, dass es zwischen Filmindustrie und Tourismus eine perfekte Beziehung gibt: „Sie füttern sich gegenseitig“, sagt er. „Die Leute sehen Filme und besuchen nachher wahnsinnig gern die Drehorte.“

Spaniens großer Nachteil sei allerdings das „Fehlen von Steuervergünstigungen für Filmemacher“, die hierher kommen. Colm Meaney kritisiert: „In den vergangenen fünf oder sechs Jahren habe ich überwiegend in Osteuropa gearbeitet, und alle diese Länder bieten Steuererleichterungen. Solche Anreize ziehen Produktionsfirmen an, fördern Investitionen.“ Bitte hinhören, lieber Mariano Rajoy in Madrid.

Bald kommen zwei weitere Filme mit Colm Meaney in die Kinos: „Bel Ami“ mit Uma Thurman und Kristin Scott Thomas; „Whole Lotta Sole“ mit Brendan Fraser. Bald wird Colm fünf Monate in Kanada verbringen, um die zweite Staffel der AMC TV-Serie „Hell on Wheels“ zu drehen, die Mitte des 19. Jahrhunderts spielt.

„Die besten Drehbücher, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe, sind fürs Fernsehen. Die Sprache für meine Dialoge ist fantastisch. Ich muss Sachen sagen wie: „das wird Niederträchtigkeit von epischen Ausmaßen sein!” Wann haben Sie das Wort „Niederträchtigkeit“ zum letzten Mal gehört?“

Was wird er vermissen, wenn er weg ist? „Die Leichtigkeit des Lebens hier“, antwortet er sofort. „Dass die Geschäfte am Nachmittag schließen, machte mich anfangs wahnsinnig, aber dann dachte ich, warum kann ich nicht drei Stunden warten? Ist das ein Problem? Seitdem ich Zugang zu dieser Mentalität gefunden habe, weiß ich solche Dinge zu schätzen. Und die Siesta ist die schönste Sache der Welt.“ Ein fleißiger Schauspieler hat sich sicherlich sein Mittagsschläfchen verdient….