E/in leeres Haus verlangsamt den Verkaufsprozess und verringert den erzielbaren Preis”, so Justine Knox von der Firma Knox Design. Die britische Einrichtungs-Spezialistin ist Expertin im Bereich Home Staging – einer Technik des gezielten, vorübergehenden Aufhübschens von Immobilien für Verkauf oder Vermietung. Der Clou an der Sache ist, das Haus oder das Apartment potenziellen Käufern bzw. Mietern so schmackhaft wie möglich zu machen.
Jüngstes Anwendungsbeispiel ihres besonderen Talents ist ein beachtliches Landhaus mit sieben Schlafzimmern in Bunyola, das neu zum Verkauf steht. Der Besitzer hatte das Anwesen gekauft, um es zu modernisieren und gewinnbringend weiterzuveräuβern. Justine erhielt den Auftrag, alles zu möblieren und die Finca mit stilvollen Accessoires auszustatten, um “beim Käufer die Vorstellung zu wecken, dass er gleich die Schuhe ausziehen kann, um hier und jetzt den Traum zu leben.”
Das Timing für dieses Projekt war perfekt: Sie konnte loslegen, kurz bevor die Renovierungsarbeiten vollständig abgeschlossen waren und als die Dekorateure gerade nach dem neuen Farbschema verlangten. Die erste Phase bestand aus einer Begehung des gesamten Gebäudes und intensiven Besprechungen mit dem Eigentümer und Investor Kevin Stevens. Dabei wurde das Budget abgesteckt und Justine konnte eine Bestandsaufnahme machen. Das Haus hat sieben Schlafzimmer, sieben Badezimmer, drei Wohnzimmer, zwei Küchen, ein Esszimmer, eine Bar, einen Fitnessraum, eine überdachte und zwei offene Terrassen.
Der Besitzer hatte einige Möbelstücke zusammen mit dem Haus erworben und diese sollten gemäβ Absprache aufgemöbelt und ins neue Design eingebunden werden. “Das war hilfreich, um sich den Stil optisch vorzustellen, der sich durch das gesamte Gebäude ziehen sollte”, so Justine.
Ein Himmelbett bekam eine brandneue weiβe Lackierung für einen modernen, unvergleichlichen Look. Der Esstisch wurde weiβ lackiert, ebenso die Stühle, die zudem neu gepolstert wurden. Justine: “All das ist nicht billig, wenn man es professionell macht, aber es kostet weniger als neu kaufen. Auβerdem entstehen zum Schluss oft einzigartige Möbelstücke. Wenn es sich um Qualitäts-Möbel in einem annehmbaren Zustand handelt, würde ich immer dazu raten, diese mit neuem Leben zu erfüllen.”
Der Kunde blieb von der Projektausführung so weit wie möglich abgesondert; Justine glaubt, dass ein unpersönlicher, objektiver Blickwinkel während der Gestaltung unverzichtbar für die Zielfindung ist. “Es verlangte von meinem Kunden die mutige und schwierige Entscheidung, mich die Eingangstür in hinreiβendem Schwarz-Hochglanz streichen zu lassen”, gibt die Design-Expertin zu. Ein notwendiger erster Schritt hin zu ihrer Vision. Justine glaubt fest an ein Harmonie-Konzept, das die Haupt-Wohnbereiche in Einklang bringt. Die komplett vorinstallierte Küche (in schwarz und weiβ) brachte sie auf die Idee, die Farbe Schwarz als dominanten Grundton zu wählen:
„Zu viel Weiβ lässt Räume grell und kalt erscheinen, weshalb wir nur Perlmutt als Kontrast zu Böden und Wänden genommen haben und am Holz mit Weiβ arbeiteten.“
Gläserne Lüster, Lack, Leder, Kristallgläser, Samt und Brokat wurden in schwarz ausgewählt, die Wände beinahe schwarz stuckiert: „Ich wusste, dass dieses majestätische Haus es vertragen kann und sich danach immer noch leicht und luftig anfühlt.“ Schwarz und Weiβ waren die logischen Farben für das Esszimmer, das direkt an die Küche angrenzt. Die Vorhangleisten wurden aufpoliert, weiche, durchscheinende Vorhänge mit sanfter schwarz-beiger Schraffierung aufgehängt. Justine: „Imposante Chrom- und Silberleuchter sorgen für einen Hauch Dramatik, in Kombination mit unserer exzellent restaurierten Tisch-und-Stühle-Garnitur.“
Das Haupt-Fernsehzimmer sollte dank moderer Möbel und mit der Akzentfarbe Pistazien-Grün zwanglos wirken. „Wir haben den Bücherschrank minimalistisch belassen und lediglich weiβe sowie chromfarbene Accessoires hinzugefügt. So haben potenzielle Käufer ausreichend gedanklichen Spielraum, um sich ihre eigenen Sachen hier eingeräumt vorzustellen.“
Im ausladenden Haupt-Wohnzimmer hätten sogar zwei groβe Sofas verloren aussehen können. Deshalb baute Justin in den Raum in eine praktische Büro-Zone und eine Leseecke ein. Die Schlafzimmer im ersten Stock wurden natürlich belassen, „nur mit üppigen Leder-Kopfenden, edlen Möbeln, Lampen und Seiden-Vorhängen ein wenig glamouröser gemacht“, wie Justine erklärt.
Aufgrund der Gröβe der Räume lieβ sie viel Platz, damit der neue Besitzer gedanklich seine Philosophie einbringen kann.
Das Haus verfügt über einen neuen Flügel, in dem sich ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein langer Korridor befinden. „Hier wählten wir einen weiβen, frischen, modernen Hintergrund mit lustigen Farbmustern: grün, blau, rosa, lila. Alle Farben wurden individuell verwendet und danach kunstvoll verknüpft, um den Gang wie eine Galerie erscheinen zu lassen.“
Auswahlkriterien für die Möbel im Freien waren Pflegeleichtigkeit und stylischer Look – und natürlich die Farbe Schwarz, um mit dem Farbschema im Innern zu fusionieren. „Dadurch, dass auf den Sonnenbetten und den Ess-Stühlen keine Kissen liegen, sehen sie zeitlos schick aus. Die Botschaft lautet: Sie müssen nicht ständig sperrige Kissen verstauen oder bei schlechtem Wetter verstecken.“
Die überdachte Terrasse wurde knackig-frisch gestrichen und vorhandene Sofas wurden aufgepolstert. Lose verteilte Kissen und Accessoires verbinden den Innen- und Auβenbereich thematisch. Wellige Vorhänge schützen die Privatsphäre und dämpfen das grelle Sonnenlicht.
Das Endergebnis von Justine Knox´ Home Staging ist verblüffend: Eine Mischung aus Alt und Neu, Strukturen und Kontraste, die miteinander harmonieren. Wenn das kein Startvorteil ist im Immobiliengeschäft, wo der Käufer neuerdings die Qual der Wahl hat.
Tipps von Justine für Hausverkäufer:
- Überlegen Sie genau, welche Art von Käufer Sie ansprechen
- Setzen Sie optische Ausrufezeichen als Wiedererkennungs-Merkmale
- Zeigen Sie Lifestyle auf Fünf-Sterne-Niveau
- Machen Sie alle Funktionsbereiche Ihrer Immobilie leicht zugänglich
- Vermitteln Sie das Gefühl eines Zuhauses, in das die Interessenten sofort einziehen könnten
- Arrangieren Sie das Mobiliar so, dass man sich zwischen allen Räumen frei bewegen kann
- Platzieren Sie Eye-Catcher in jedem Raum
- Verwenden Sie Accessoires ökonomisch und ohne Wirrwarr
- Erzeugen Sie eine neutrale Showroom-Atmosphäre und vermeiden Sie provokante Elemente
