Slow Tourism auf Mallorca

Der Weg ist das Ziel, wenn man im LazyBus unterwegs ist

Der VW Bulli ist ein Reisender, kein Tourist. Er sucht genauso den Kontakt mit der Natur wie mit dem Einheimischen. Wichtig ist, dass er nahe dran ist, dass so wenig Hindernisse und Barrieren zwischen ihm und der Kultur des Landes stehen wie möglich. Beim Bulli ist wenig eben viel.
Heute könnte er damit erneut zu einem Symbol werden. Zwar nicht für ein neues Hippietum, aber als Repräsentant der Slow Tourism Bewegung. Denn beim Slow Tourism geht es um Langsamkeit, Respekt vor und Interesse am Land des Gastgebers und authentischeren Tourismus. Der Weg ist eben das Ziel und was einem währenddessen zufällig so passiert.

Dieses Erlebnis zu teilen war Alex‘ und Jills Wunsch und Motivation dafür, einen Verleih für die alten Bullies auf Mallorca aufzuziehen. Wie so oft fing es auch bei ihnen klein an, mit nur einem Transporter, den Alex vor rund 15 Jahren auf Mallorca erwerben konnte. In einem eher zweifelhaften Zustand. In diesem Jahr wächst die Flotte auf sechs Fahrzeuge an, vier davon sind richtige Oldies, T-3 Modelle. Zwei neue, aktuelle T-6-Modelle kommen hinzu. „80% wollen mit dem Oldtimer fahren, aber einige suchen einen Camper, der über modernen Komfort verfügt und mit dem man ohne Probleme durch das ganze Tramuntana kann.“

Bei den älteren Modellen ist die Motorkühlung nicht ausreichend, um stundenlang Serpentinen ‘rauf und ‘runter zu fahren. Das ist aber auch gar nicht notwendig. Denn für die schönsten Stellplätze muss man nicht unbedingt ins Tramuntana. „Mehr verrate ich aber nicht!“, sagt Alex mit einem Lächeln. Das ist nämlich das wichtigste Know-How unter den Campern Mallorcas. „Wenn man einen Bulli mietet, erhält man eine umfassende Einführung und einige unserer geheimen Hotspots!“

Nachdem man eingestiegen und die ersten Kilometer gefahren ist, passiert es fast wie von selbst: „Im Bulli entspannt man automatisch, man kann nicht schneller als 80 oder 90 km/h fahren“, erklärt Alex. Doch genau das ist, was viele suchen. Als einmal ein älteres, elegant gekleidetes Paar bei ihnen mietete, war Alex erst skeptisch, ob zwei Wochen ohne Campingplatz in einem Oldtimer wirklich das Richtige für sie wäre. „Er trug Hemd. Mit Manschettenknöpfen!“ Zwar sind die Bullies komplett ausgestattet, um einen gediegenen Camping-Urlaub zu ermöglichen, aber weit entfernt vom Luxus eines Hotels. „Aber sie waren sofort hin und weg, denn sie hatten früher selbst einen und suchten genau das, das Gefühl der Zeitlosigkeit“.

Alex und Jill sind entspannt, aber keineswegs lazy. Die beiden haben das Konzept Lazy nämlich noch erweitert und seit 2016 gibt es neben dem LazyBus auch die LazyFinca, ein Agroturismo mit 12 Zimmern. Einen Traum, den sich die beiden erfüllt haben.
Schon der Weg zur Finca bietet einen ganz anderen Eindruck von Mallorca, als man sonst gewohnt ist. Das Land ist flach, die Wiesen lang gewachsen, grün und saftig. Man kann den Blick weit über die Landschaft schweifen lassen, ohne dass Berge die Sicht unterbrechen. Nahe bei Felanitx, fühlt man sich wie mitten im nirgendwo, eine ländlichere Region ist schwierig zu finden. Das eröffnet Raum für neue Ansätze, zum Beispiel für Unternehmen.

„Vor kurzem haben Führungskräfte eines Unternehmens einen Workshop hier abgehalten. Normalerweise haben sie das in einem fünf Sterne Stadthotel gemacht und saßen dann den ganzen Tag in sterilen Konferenzräumen. Doch das hat nicht die erhofften Ergebnisse gebracht“. Die Manager haben das ganze Hotel gemietet und so einen Ort der Ruhe und Reflektion für sich und ihr Team geschaffen.

Lazy sein bedeutet aber nicht, dass man die ganze Zeit faul am Pool herumliegt. Ganz im Gegenteil. Neben den vielen Ausflugsmöglichkeiten – das Kloster Sant Salvador liegt in wandernähe – stehen Standup-Paddles und Fahrräder zum Verleih zur Verfügung. „There is nothing wrong with being lazy sometimes“ (es ist nichts falsch daran, manchmal faul zu sein) – der passende Slogan zum Konzept Lazy.
Für 2018 steht neben der Neuanschaffung der T-6 Bullies die erfolgreiche Durchführung ihrer Events, allem voran der Hochzeiten, im Mittelpunkt. Die Finca hat nämlich auch ihre eigene Kapelle. Praktisch, wenn man seine Hochzeit etwas lazy verbringen möchte.

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