„Lasst uns die Traditionen des Kunsthandwerks auf Mallorca am Leben erhalten”, sagt Maria Noval-Quílez, Gründerin der Online-Boutique Sabellar. Auf Mallorca geboren und aufgewachsen war die inzwischen in Brüssel lebende Unternehmerin ursprünglich in der Mode- und Luxuswelt unterwegs. Während ihrer Arbeit im Ausland merkte sie, dass handgefertigte Produkte und Kleidungsstücke hier mehr geschätzt wurden als in Spanien und entschied sich, diese Industrie zu fördern. Jedes Mal, wenn sie in ihre Heimat zurückkehrt, ist sie erneut von den anhaltenden Traditionen bei der Herstellung von Objekten und Kleidungsstücken, die sie hier auf der Insel sieht, fasziniert. Viele Handwerksunternehmen werden in zweiter, dritter oder sogar vierter Generation weitergeführt.
„Mallorca ist nicht nur unsere Inspirationsquelle, sondern auch Heimat für einen Teil unserer Familie. Wenn wir zu Besuch kommen, erkunden wir daher auch immer wieder Dörfer, die wir zuvor noch nicht kannten, und versuchen Handwerker ausfindig zu machen, die mit fast vergessenen Techniken arbeiten. Das gleiche machen wir auch auf dem Festland”, erklärt Maria. Sabellar bedeutet Bienenstock auf Mallorquin und jedes Stück, das hier zum Verkauf steht, wurde wie bei einer Kunstgalerie sorgfältig ausgesucht. Die lokal hergestellten Produkte von kleinen Unternehmen werden neben einer erlesenen Auswahl an Vintage-Artikeln, die überwiegend aus Spanien und ganz besonders von den Balearen stammen, präsentiert.
Und neben seiner Rolle als Onlineshop ist Sabellar auch Geschichtenerzähler und Erhalter dieser Traditionen. „Der Hauptgrund für den Aufbau von Sabellar war meine Liebe zum Kunsthandwerk und zu Antiquitäten”, sagt Maria und fügt hinzu: „Wir möchten den Künstlern, ganz besonders den lokalen, auch unsere Ehre erweisen. Sie arbeiten so viele Stunden an diesen Stücken und ich möchte ihre Geschichte erzählen und zeigen, wie viel Arbeit hinter all diesen Produkten steckt.” Jedes der bei Sabellar angebotenen Produkte enthält auch ein Informationsblatt mit dem Hersteller, dessen Standort, den verwendeten Materialien und sogar den Stunden, die vom Hersteller aufgewendet wurden.
Die Pinos-Kissen werden in Madrid von Berta hergestellt, der weiche, weiße Leinenstoff von Hand mit Kiefermustern bestickt. Die Kiefern, erfahren wir, zählten zu Bertas Lieblingsbäumen in ihrer Kindheit und die Muster spiegeln ihre Erinnerungen an deren Geruch und Schönheit wider. Es überrascht uns nicht, als wir hören, dass Maria unter anderem von der japanischen Wabi-Sabi Philosophie und dem belgischen Designer Axel Vervoordt inspiriert wird. Die schlichte, fast asketische Schönheit der La Beata Tonvase, die bei Sabellar zum Verkauf steht, ist Teil von Marias eigener Kindheit in Santa Margalida. Bei dem alljährlichen La Beata Fest des Dorfes werden Teufel beschwört, die diese Vasen auf wunderbar dramatische Weise während der Prozession stehlen und zerbrechen.
Auch die einzigartigen Vintage-Kleidungsstücke, überwiegend Hüte und antike mallorquinische Baumwoll- und Leinenblusen aus dem frühen 20. Jahrhundert, sind sehr beliebt. Details wie die handgefertigte Bestickung der Kleidungsstücke, die Puffärmel und die Qualität der Materialien sind etwas ganz Besonderes und heutzutage kaum noch zu finden. Auch wer eigentlich keine Hüte trägt, kann den klaren Linien und Formen des „The Perfect Hat” aus Kaninchenfell kaum widerstehen. Das in Sevilla ansässige Unternehmen stellt schon seit 1885 Hüte her und die Herstellung dieses Hutes umfasst 200 Arbeitsschritte, drei Arbeitstage und 15 Mitarbeiter. Das ist Handarbeit.
Auch der verantwortungsvolle und nachhaltige Konsum spielt bei Sabellar eine große Rolle. „Wir sind davon überzeugt, dass wir lieber weniger, aber dafür gute Qualität kaufen und unsere Kleidung länger als eine Saison tragen sollten. Dafür müssen wir sie entsprechend behandeln”, sagt Maria. Als wir sie nach einem physischen Ladengeschäft fragen, in dem treue Kunden durch das Angebot stöbern und die Produkte anfassen können, sagt Maria: „Ein Vorzeigeladen auf Mallorca wäre mein absoluter Traum… und zu neuen Abenteuern sagen wir nie nein!” Das hört sich vielversprechend an.
Fotos von dosmasenlamesa & Marta Pazos