Das Leben nach Corona

Wird COVID-19 unseren Lebensstil verändern?

Cap de Formentor

Seit die Lockdown-Maßnahmen gelockert wurden und wir – einige zaghaft, andere mit großem Elan – wieder unsere Häuser verlassen, fühlt sich die Welt anders an. Manche Veränderungen sind offensichtlich, andere lassen sich vielleicht nur erahnen. Doch es ist eindeutig, dass das Leben nie wieder so sein wird wie vor unserem unerwarteten und äußerst heftigen Sturz in die Coronakrise.

Viele sehen die Krise als eine Art Warnsignal, das uns anhält, unser Verhalten der Umwelt und unseren Mitmenschen gegenüber zu überdenken. Während sich Einzelpersonen und Unternehmen bereits zuvor verstärkt mit Fragen der Nachhaltigkeit beschäftigt hatten, wird ein Umdenken aufgrund der jüngsten Ereignisse jetzt noch dringlicher.

Dabei werden viele von uns nicht nur überdenken, wie sie leben, sondern auch wo sie leben. Bisher diente ein Haus überwiegend dem eigenen Schutz. Doch gerade Mehrfamilienhäuser in Großstädten, in denen viele Menschen auf engem Raum leben, haben gezeigt, dass sie die Ansteckungsgefahr bei einer Pandemie um ein Vielfaches erhöhen. Genauso sieht es auch bei geschäftigen Stadtzentren und überfüllten Verkehrssystemen aus. In kleinen Dörfern und ländlichen Orten hingegen waren die Menschen viel besser geschützt. Darüber hinaus haben diejenigen ohne die Freiheit, die ein Haus auf dem Land bietet, während der langen obligatorischen Selbstisolation am meisten gelitten.

Für viele ist das eigene Heim auch zum neuen Büro geworden – zu Beginn oftmals eine ungewohnte, aber dann geschätzte Lösung. Aufgrund dieser Erfahrung werden in Zukunft immer mehr Haushalte getrennte Arbeitsräume haben, was zu flexibleren Arbeitszeiten und – wie in der Krise üblich – zu mehr Videokonferenzen führen wird. Das bedeutet wiederum weniger Autos auf den Straßen, sauberere Luft und eine Reduzierung der Treibhausgase.

Auch die Selbstversorgung wird ein Thema werden, bei der Strom und Wasser vor Ort bezogen oder produziert und Lebensmittel vor Ort angebaut werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien bringt in Notsituationen nicht nur Sicherheit, sondern hat auch große ökologische Vorteile. Und auf einer Insel mit rund 300 Sonnentagen im Jahr ist es höchste Zeit für die Einführung der weitverbreiteten Solarenergie.

Natürlich leidet – zumindest kurzfristig gesehen – auch die Tourismusbranche der Insel und ihre Wirtschaft stark unter dem Virus. Und die Nachwehen von COVID-19 werden zweifellos vielfältige, tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Lebensweise haben.

Wenn wir heute unser Haus verlassen, genießen wir nicht nur sauberere Luft, sondern schätzen auch die kleinen Freuden des Alltags wieder mehr. Vielleicht nutzen wir sogar die seltene Chance, das „Normale“ in etwas Besseres zu verwandeln – ein besseres Leben für uns, unsere Insel und unseren Planeten.

Photos von Sara Savage