Flüchtig streifen uns die Wurzeln eines Kanonenkugelbaums, einem Tropengewächs aus Lateinamerika, den die Innenarchitektin Justine Knox gerade reinträgt, als wir sie in ihrem Knox Design Store in Santa Ponsa besuchen. Sie ist gerade dabei den Laden umzustrukturieren, da heute ein neues Interior Design Modell vorgestellt wird. Angesichts des lebhaften Ambientes passt das geschäftige Treiben um uns herum perfekt. Viele freundliche Gesichter und Begrüßungen sorgen dafür, dass wir uns augenblicklich wohl fühlen. Justine führt uns durch den Laden und wir suchen uns einen Platz zum Sitzen. Hierbei kommen wir an orangenen Überwürfen, türkisen Kissen und korallfarbenen Sesseln vorbei, die uns die Entscheidung besonders schwer machen. Justine, die sich der tropischen Farben ihres Kleides bewusst ist, wählt ein Sofa in kühlem Sandsteinton, um, wie sie schmunzelnd sagt, heikle Farbkombinationen zu vermeiden.
Die Farben um uns herum sagen viel über Justines Leidenschaft für Lebendigkeit aus. Sie scheut sich nicht vor kräftigen Farben und erklärt uns, dass sowohl in ihrem Laden als auch bei ihrer Beratungstätigkeit Farben eine entscheidende Rolle spielen. Um herauszufinden, was ihre Kunden lieben, muss sie ihren Charakter verstehen. Wenn sie das erreicht hat, kommen ihr die passenden Farben in den Sinn. „Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen”, erklärt sie und lehnt sich entspannt im Sofa zurück. „Ich muss meine Kunden kennenlernen und herausfinden, wie sie sich in ihrem Zuhause fühlen möchten.” Ist die Farbpallette eher brennnesselgrün oder weintraubenrot? Justine erklärt, dass ihre ungewöhnliche Art Fragen zu stellen oft die interessantesten Farbschemen hervorbringt.
„Beschreibe mir einen Tag”, ist ein Ansatz, mit dem sie im Laufe ihrer 15 Jahre in der Innenarchitekturbranche oft am meisten aus ihren Kunden herausgekitzelt hat. „70 % sind wiederkehrende Kunden”, was sie ihrer Offenheit und ihrer Leidenschaft für Beziehungen zuschreibt. „Ich bin auf jeden Fall ein geselliger Mensch”, sagt sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht.Justines Team schiebt weiterhin Objekte um uns herum, was unser Gespräch auf die Beziehungen innerhalb ihres Ladens lenkt. Ihre Augen leuchten, als sie sich für den Begriff „Familie” anstelle von Team entscheidet, was es so gesehen auch ist, da ihr Ehemann Bruce und ihrer Tochter Marisa an ihrer Seite arbeiten. Sie erzählt uns von dem herzlichen Ambiente, das wiederum auch auf das richtige Fragenstellen zurückzuführen sei, weil sie sich erkundigt, wie sich ihr Team fühlt. Dank Justines offener Art spielt es keine Rolle, ob sie mit einem Kunden oder einem Angestellten arbeitet – das Vertrauen und die Transparenz sind das Gleiche. Für uns stellt sich die Frage, ob ihr jemals Zeit zum Abschalten bleibt, wenn ihr Focus immer auf Kunden oder Angestellte gerichtet ist. Sie lacht und erinnert sich an einen Urlaub in Indonesien, bei dem sie ständig an die Arbeit denken musste. „Ich ging tauchen, doch die Korallen waren so beeindruckend, dass ich nicht anders konnte, als mich treiben zu lassen und Ideen für neue Teppiche zu spinnen!” Wir lachen und erkennen, dass sich das „weniger nach Arbeit, sondern eher nach Leidenschaft anhört.” Sie stimmt zu: „Ich wache morgens nie auf und denke, ‘O Gott, ich muss zur Arbeit’.”
Als sich unser Gespräch dem Ende neigt, trägt Bruce eine riesige Glasscheibe rein. Wir nehmen an, dass die Glasplatte für die Wurzel des Kanonenkugelbaums bestimmt ist. „Das soll ein Wohnzimmertisch werden”, bestätigt Justine mit ihrer unwiderstehlich warmen Art, die Kreativität und Freundlichkeit verkörpert.
Photos by Sara Savage