Carlos Prieto – Ein moderner Mann aus der Vergangenheit

Von Paris nach New York: Die Reise eines Ölmalers

Carlos Prieto kam durch Zufall zur Malerei, als er umzog und vom spanischen ESO-Schulsystem zum Bachiller – mit einem stärkeren Schwerpunkt auf schöne Künste – wechselte. Bald freundete er sich mit der Künstlergemeinde an und insbesondere mit Manolo Coronado, ein Künstler, der ihm eine Woche sein Studio überließ. Seine Eltern unterstützten ihn immer in seinem Wunsch, Maler zu werden, aber wie viele andere Eltern eines 17 Jahre alten Jungen standen sie der Berufswahl ihres Sohns ein wenig skeptisch gegenüber.

Sie beschlossen, ihm ein Ultimatum von einem Jahres zu gewähren, um sich als Künstler zu beweisen, und versorgten ihn mit allen Materialien, die er zum Malen brauchte, und um danach auszustellen. Das Ergebnis bestätigte, dass Carlos großes Talent hat, denn alle Werke wurden bereits bei seiner ersten Ausstellung verkauft – was er auf viel Glück und das richtige Timing zurückführt. Seitdem blickte er nie wieder zurück. Sein größter Wunsch im Leben ist, Maler bleiben zu können.

Eine der größten Inspirationen für Carlos ist die historische Stadt Paris, vor allem um 1900. Der Einfluss dieser Periode zeigt sich deutlich in seinen Kunstwerken als eine etwas dekadente Opulenz à la Moulin Rouge. Geplant war damals, einige Tage bei seiner Freundin in der „Stadt der Liebe“ zu verbringen, aber letztendlich wurde daraus ein ganzes Jahr. Obgleich die Beziehung in die Brüche ging, stellte sie ihm eine winzige Wohnung zur Verfügung, die er gemäß seinen Vorstellung von einem Studio um 1900 verwandelte und alle Wände mit Leinwänden bedeckte.

Anfangs sprach er noch kein Französisch und kannte niemanden: er lebte vollständig isoliert, ohne mit irgend jemandem zu sprechen und war von jeglicher Kommunikation mit der Außenwelt abgeschnitten. Diese Erfahrung machte ihn zu einem äußerst introvertierten Menschen, er fand Trost in Epochen der Vergangenheit und lebte wie die alten Meister, über die er in Büchern gelesen hatte, er lernte Französisch und wandelte durch die dunklen Straßen von Paris wie ein Fremder in der Nacht.

Während er in Paris am liebsten an der Seine entlang spazierte, hinterließ jede Ecke der Stadt einen Eindruck bei ihm und spornte ihn an, mit Kunst und Musik zu experimentieren.

Für Carlos ist Musik die Luft, die man zum Leben braucht, und er würde nie an einem Gemälde arbeiten, ohne Musik zu hören, häufig mit Kopfhörern, damit seine kreativen Arbeitsstunden zu später Stunde seine Nachbarn nicht stören.

Seine nächste Reise führte ihn nach New York, wo er seine Miete in Gemälden bezahlte. Er konnte sich in Harlem ein kleines Studio leisten, aber bald wurde ihm klar, dass er sich „unsterblich in Paris verliebt hatte und sich nicht von dieser geschichtsträchtigen Stadt trennen konnte,“ die er verlassen hatte. Obwohl sein Studio in Harlem größer als das in Paris war, empfand er es als klein und eng.

Im Gegensatz zu vielen anderen Maler kreiert Carlos Gemälde ohne versteckte Anspielungen. Bei Carlos bekommen Sie, was Sie sehen, obgleich die Essenz seiner Arbeit immer auf einer Geschichte zu basieren scheint. Die meisten Werke entstammen seiner Phantasie und seinem Gedächtnis. Nur selten benutzt er Fotografien oder Modelle als Grundlage, in der Regel konzentriert er sich so sehr auf das Gemälde, dass es sich zu etwas entwickelt, das stark vom ursprünglichen Thema abweicht. Prietos Kunstwerke tragen seine unverkennbare Handschrift, eine Leistung an sich ist.

„Die Grundlage der Kunst ist die Zeichnung“, behauptet Carlos. „Danach können Sie machen, was immer Sie wollen.“ Wie die alten Meister verwendet er Ölfarben – und bevorzugt deren Eigenschaften vor allen anderen Mitteln. Die Einsamkeit des Malens in aller Abgeschiedenheit ist der einzige Moment, in dem er er selbst ist. Alles andere hält er für eine Art Auftritt, den er sich als Teil des Jobs zulegt: „Wenn ich alleine male, bin ich ein anderer Mensch.“

In seinen Gemälden bleibt er sich immer treu, auch in den Auftragsarbeiten, die er anfertigt. Die Kunden mögen ein Bild in Auftrag geben, das zu Kissen und Vorhängen ihres Wohnzimmers passt, aber letztendlich malt er, was er an ihren Wänden hängen sehen möchte.

Seine zweitgrößte Liebe, neben Paris, ist das Kino. Einer seiner kühnsten Träume ist, eines Tages eine riesige Kinoleinwand zu malen und der Stadt Palma zu schenken. Trotz des Erfolges seiner Ausstellungen bleibt er äußerst bodenständig und hält Erfolg für relativ, etwas, das man erst mit dem Alter erreicht.Er glaubt nicht, dass ein Künstler schon seit langem malen muss, um ein großer Maler zu sein: „Nehmen Sie Picasso, er war bereits mit sieben Jahren großartig.“

Als er während seiner Schulzeit mit Kunst in Berührung kam, war Carlos vielleicht ein wenig älter als Picasso, aber sein bisheriger Erfolg war kein Zufall.

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