Fußballer Steve McManaman

Fur alle, außer für einige wenige glorreiche Sportstars, ist Ruhm ein vergängliches und höchst unbeständiges Gut – heute hier und morgen verschwunden. Ich habe selbst schon aus nächster Nähe ein solches Beispiel gesehen, als ich zusammen mit einem Fußballspieler in dessen Stammkneipe in Ruhe ein Bier trank. Die Eskapaden dieses Spielers – sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb – hatten regelmäßig dazu geführt, dass die Verkaufszahlen der Boulevardpresse drastisch nach oben schossen. Einen Schreibblock und einen Stift schwenkend, unterbrach ein Autogrammjäger mittleren Alters unser Gespräch, um den ehemaligen Star der englischen Nationalmannschaft zu fragen: „Entschuldigung, aber haben Sie nicht früher … ähm? … ähm?“

„Ja, früher, aber jetzt nicht mehr.“ erwiderte der Ex-Mittelfeld Künstler leicht spöttisch. „Oh, dem Himmel sei dank.“ seufzte der unter Amnesie leidende Fan und steckte seinen Kugelschreiber wieder weg. „Ich konnte mich nicht erinnern, wer Sie sind.“
Steve McManaman ist jemand, der das Spiel mit dem Ruhm nicht allzu ernst nimmt. Er und seine Frau Viktoria haben nie den geringsten Wunsch verspürt, glitzernde Berühmtheiten wie die Beckhams zu werden. Ihre Belohung dafür ist das zufriedene Leben, das sie nun auf Mallorca führen, wo sie mit ihrer 11 Monate jungen Tochter Ella in einer ruhig gelegenen Villa in Son Vida leben.

Zwei Jahre nachdem er zuletzt ernsthaft Fußball gespielt hat, ist Steve immer noch ein bekanntes Gesicht auf der Insel. Und dies wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern dank seiner neuen Rolle als Sportkommentator für den Satellitensender Setanta, der die Übertragungsrechte eines Teils der Topspiele der ersten englischen Liga bekommen hat.

„Ich habe mich selbst nie als Fernsehexperte betrachtet.“ erzählt Steve bescheiden. „Aber ich war geschmeichelt, dass sie mich haben wollten und es ist eine aufregende Herausforderung, deshalb dachte ich, ich probiere es mal aus.“

Der leutselige 35jährige Liverpooler hat kein Problem damit, seine Meinung zu vertreten, wie die Fußballfans vor dem Fernsehen gerade entdecken. Er ist jedoch auch niemand, der unnötig Kontroversen auslöst, um seinen Ruf voranzutreiben.

Steve – auch ‚Macca’ genannt, ein Spitzname, den er nur noch mit einem weiteren Produkt der Merseyside Talentschmiede teilt, nämlich mit Sir Paul McCartney – ist immer noch der erfolgreichste Fußballexport Großbritanniens. Er ist bis heute der einzige Engländer, der die Champions League zweimal mit einem ausländischen Verein gewonnen hat, mit Real Madrid in den Jahren 2000 und 2002. Er hat die Primera Liga ebenfalls zweimal gewonnen – 2001 und 2003 – und er hat den UEFA Super Cup und den Intercontinental Cup in Händen gehalten, zu der Zeit, als er die weißen Streifen von ‚Los Merengues’ trug.

Zusammen mit den 37 Spielen für England und den 364 Auftritten für Liverpool, bekommt Steve auf jeden Fall eine Seite in der glänzenden Geschichte dieses schönen Spiels. Noch nicht einmal die schwierige Zeit, als eine Verletzung seine Tage bei Manchester City überschattete, könnte die Erinnerung trüben an die Magie, die er auf dem Fußballfeld heraufbeschworen hat. Aber, nach seinen eigenen, anspruchsvollen Standards, hätte er es noch besser machen können. Das liegt teilweise daran, dass einige der Manager des englischen Teams zu engstirnig waren, um Steves großartige Fähigkeiten vollkommen anzuerkennen und dass die Ordnung im Santiago-Bernaubéu-Stadion abhängig war von seinen sagenhaften Fußball-Superstars.

Stever verließ Madrid 2003 und die Vorherrschaft von Real in der spanischen Liga verlor sich eindrucksvoll in der Finsternis auf dem Höhepunkt der Ära der Stars wie Figo, Raul, Zidane, Ronaldo und Beckham. „Das Problem bei Real” erzählt Steve offen, „waren nicht die Trainer – sie haben gewechselt wie die Jojos – sondern die Spieler. Die waren wirklich verantwortlich für den Club. Es wurde zuviel Wert auf PR gelegt und nicht genug auf Training, Disziplin und Fitness. Wir haben gar nicht die Chance bekommen, an unserer Rolle als Fußballer hart genug zu arbeiten.“

Aber Steve erkennt an, dass er Real viel zu verdanken hat. Sein Transfer dorthin, 1999, arrangiert von seinem Freund und Agenten, Simon Fuller, der schon die Spice Girls zum Ruhm geführt hat und später die Pop Idol TV Serie konzipiert hat – hat Steve zu Wohlstand verholfen, der die kühnsten Träume der meisten Fußballspieler übersteigt. Steves Vier-Jahresvertrag dort hat ihm netto 15 Millionen Euro eingebracht und er stand bereits beim Forbes Magazine auf Platz sechs der bestverdienenden Sportler der Welt.
Der Wechsel bot ihm außerdem die Chance, seinen kulturellen Horizont zu erweitern, Spanisch zu lernen – das er fließend spricht, wenngleich mit einem unauslöschlichen schottischen Klang – und Mallorca zu entdecken.

„Ich liebe Spanien, ich liebe Madrid – es ist eine wundervolle Stadt.“ erklärt Steve. Aber Victoria und ich wollten an einen weniger hektischen und entspannteren Ort, deshalb haben wir dieses Haus hier als Ferienhaus gekauft, mit der Aussicht, hier irgendwann ständig zu leben. „Mallorca ist wunderbar und ich werde diese Insel nie leid. Ich liebe die Sonne, die Landschaft, die Kultur, das Leben hier. Und natürlich Palma. Von unserem Haus aus ist man in 10 Minuten in Palma und es ist ein großartiger Ort.“

Die McManamas haben hier 2002 in der mittelalterlichen Kathedrale La Seu in Palma geheiratet, gefeiert von Idolen des internationalen Fußball-Zirkus und Freunden aus dem Show Business und der Welt außerhalb der Fußballs. Aber gemäß ihrer edel gesonnen Prinzipien haben beide ausdrücklich lukrative Angebote abgelehnt, die Exklusivrechte der Fotos ihres großen Tages an irgendwelche Hochglanzmagazine der Regenbogenpresse zu verkaufen. „Wir hätten damit eine Menge verdienen können, aber Magazine wie Hello und OK sind absolut inakzeptabel für mich.“ sagt Steve. Ich habe genaue Ansichten, was mein Privatleben angeht und so etwas würde ich nie tun.“

Auch bei Victoria findet sich die prosaische Einstellung zum Prominentendasein wieder und sie ist so weit entfernt vom Bild einer „Spielerfrau“ wie man es sich nur vorstellen kann. Sie hat ihre eigene Erfolgsgeschichte, ist approbierte Anwältin, hat an der Universität zu Madrid unterrichtet, ist Geschäftsfrau und Sprachwissenschaftlerin – sie spricht vier Sprachen, inklusive Latein – und Erfinderin. In Manchester, wo das Paar eine Zweitwohnung hat, ist Viktoria damit beschäftigt, eine Zeichentrickserie für das Kinderfernsehen zu entwickeln, die Bumblees, die sich an kleine Zuschauer im Vorschulalter richtet. Währenddessen, neben seinen eigenen TV-Verpflichtungen, ist Steve damit beschäftigt, verschiedene geschäftliche Interessen zu verfolgen, unter anderem als Aufsichtsrat einer Firma mit Sitz in Hong Kong, die 29% der Anteile am Fußballclub Birmingham FC hat. Aber angesichts seiner Spielergesinnung ist Steve immer sehr beschäftig und arbeitsam.

Er ist ein begeisterter Leser von fast allem, was er in die Finger bekommt, er liebt das Kino und die Kunst, aber er gibt zu, dass er ein mieser Golfer und ein eher schlechter Schwimmer ist. Deshalb hatte er auch nie den Wunsch, eine eigene Yacht zu besitzen.
Steves und Victorias größte Leidenschaft ist im Moment ihre kleine Tochter und der Wunsch, weitere Kinder zu bekommen.

„Mallorca ist ein perfekter Ort, um eine Familie aufzuziehen.“ bemerkt Steve. „Es ist eine sehr sichere Umgebung, die Schulen sind gut und das Klima ist ideal. Deshalb ist es jetzt mein Hauptziel, mehr Zeit mit Victoria zu verbringen und bei der Erziehung meiner Tochter eine große Rolle zu spielen.“ Es ist eine ganz neue Sache, den Fußballer zu spielen, der sich zum Familienmenschen gewandelt hat. Und man muss Steve nicht daran erinnern, dass die Vaterrolle eine komplett andere Art von Fähigkeiten verlangt, als jene, mit denen er bei Real Madrid Ruhm und Erfolg gewonnen hat.