Die Partyqueen

Die Event Planerin bringt style auf die Insel

Tor Cooper-Evans soll einmal rebellisch gewesen sein? Sie scheint viel zu vernünftig, konzentriert und adrett angezogen, um einen solchen Ruf zu verdienen. Trotzdem muss sie lachen, wenn sie an ihre Zeit als eigensinniger Teenager zurück denkt. Es passt so gar nicht zu ihrem Job als Managerin, Talentscout und Personalentwickler für hochkarätige Events – sowohl auf der Insel als auch in Großbritannien.

„Tor“ – genauer gesagt Victoria Cooper-Evans – stammt aus einer glücklichen Zwei-Kind-Familie. Ihr Vater schaffte es bis zum Europäischen Geschäftsführer der weltgrößten Werbeagentur J. Walter Thompson. Als Person hat Tor durchaus einen vornehmen Touch, ohne anmaßend zu sein. Sie besuchte mehrere renommierte Privatschulen und baute ihr Psychologie-Examen an der Londoner Guildhall University.

Wegen ihres Spitznamens aus Jugendzeiten dachte  ich – und viele andere dachten das auch – dass sie etwas typisch Skandinavisches an sich hätte: So ein strammes Mädel vielleicht mit akkurater Ausdrucksweise und ernsthafter Arbeitsmoral? Bei der Arbeitsmoral liegt man in etwa richtig, aber Tor ist sicherlich nicht spröde: sie ist eine zierliche blonde Frau mit hellen, klugen Augen und beneidenswert attraktiven Wangenknochen.

Im Alter von 37 mischt Tor nun schon seit einigen Jahren in der Event-Organisations-Branche auf Mallorca gehörig mit. Ihre Arbeitszeit auf der Insel macht etwa 50 Prozent aus, denn sie stemmt gleichzeitig verschiedene namhafte Projekte in Großbritannien. Aktuell soll sie Ibizas Multi-Anbieter Deliciously Sorted (Concierge-Service/Party-Planer/Reiseagentur/Finca-Vermietung) auf der größten Balearen-Insel installieren.

Ich frage sie herausfordernd, was denn ihre größten Stärken seien? „Ich bin ein Organisations-Junkie, behalte stets den Überblick und arbeite gerne im Team.“ Dann blitzt ein kurzes Lächeln auf und sie gibt zu, „extrem stur“ zu sein. Aber in der Regel gelinge es ihr „in jeder denkbaren Situation kühlen Kopf zu bewahren.“

Tor Cooper-Evans begann ihre Event-Management-Karriere in London bei Atomic Events im Alter von 23 Jahren. Somit ist sie durchaus schon ein Alter Hase im Geschäft. Meine Anspielungen dahingehend ignoriert sie elegant. Mit ihrer umfassenden Erfahrung im Bereich Sozial-, Gesellschafts- und Kulturveranstaltungen weiß Tor ganz genau, was sie tut. Etwas widerwillig stimmt sie mir zu, dass Public Relations und Event-Industrie in der Vergangenheit oft mehr schlecht als recht von unerfahrenen „Möchtegerns“ betrieben wurden. Diesen selbstverliebten „Ich zieh mal eben ´ne Party auf“ Tausendsassas fehle es an grundlegenden Fähigkeiten im Projektmanagement. Leider spiegelten die Ergebnisse in der Regel diese Tatsache wider.

Tor illustriert das Wichtigtuer-Syndrom brillant: „Wegen solcher Leute hasse ich Luftballons: einige selbsternannte Veranstalter stellen ein paar Warenproben auf den Tisch, blasen ein Dutzend Luftballons auf – „and it´s Party-Time“. Luftballons hasst sie wirklich, es ist eine Art dämonisches Symbol für Tor. . . genauso wie eine Durchschnitts-Käse-Pizza plötzlich zur „Hawaii Pizza“ wird, weil jemand Ananas-Stückchen aus Dosen oben drauf legt; so sind Luftballon das oberste Armutszeugnis des minderbemittelten Networkers.

Wir sind uns absolut einig, dass Luftballons ausschließlich für Kinder-Geburtstage verwendet werden dürfen. Mein Gott, wie ich diese Frau mag! Einige Jahre verdingte sich Tor bei mehreren internationalen Marketing-Unternehmen. Meistens war sie damit beauftragt, Produkteinführungen für Luxusmarken wie Marc Jacobs, Calvin Klein, Philosophy Skin Care sowie für Produkte von „The Beckhams“ zu organisieren und zu verwalten.

In dieser Zeit lernte sie einige „A-Promis“ aus nächster Nähe kennen. Nach sanftem Drängen erzählt sie mir, dass die öffentliche Wahrnehmung von bestimmten modernen weiblichen Ikonen „völlig verfehlt ist“. Zum Beispiel beschreibt sie die Schauspielerin und Unternehmerin Elizabeth „Liz“ Hurley – die in den britischen Medien gewöhnlich keine gute Presse bekommt – als „total sympathisch“. Dagegen sei die Zusammenarbeit mit dem australischen Model Elle McPherson (ein besonderer Liebling von mir)….ähm. . .„nicht so schön wie ihr Aussehen“. Größtes Lob von Tor bekommt Schauspielerin und Mode-Guru Sarah Jessica Parker: „Sie ist die netteste Person, mit der ich je gearbeitet habe. Sarah war brillant und hatte ein freundliches Wort für jeden. Ihre Kleidung war makellos und ihre Schuhe waren einfach der Wahnsinn.“

Nach diesen prickelnden Insider-Geschichten hebt Tor mal kurz ihre „Zugbrücke der Schweigepflicht“ und verrät zumindest ein wissendes Lächeln. Na ja! Ein Teil der neuen Rolle von Tor Cooper-Evans bei Deliciously Sorted ist das Ankurbeln von Corporate Events: Im Bereich der wachsenden Marktes für Hochzeiten, dazu soziale, musikalische und kulturelle Veranstaltungen. In all diesen Bereichen kann Cooper-Evans auf sechs große Vertragspartner zurückgreifen und bis zu vierzig Mitarbeiter zu einer Veranstaltung entsenden. „Ich bin froh, dass ich die Fähigkeit habe, unter Druck immer cool zu bleiben und den unvermeidlichen Stress zu kontrollieren, den das Event-Management nun mal mit sich bringt“, lautet Tors Antwort auf meine Anfrage über den Umgang mit Druck. „Wie die meisten professionellen Planer kann ich auf zwei Veranstaltungen pro Woche parallel arbeiten. Daneben führe ich Gespräch mit potenziellen Kunden über Projekte, die in zwölf Monaten stattfinden.“

Während wir verschiedene Event-Szenarien diskutieren, gewinne ich den Eindruck, dass Mallorca – obwohl wirtschaftlich die wichtigste Insel der Balearen – von Ibiza meistens ausgestochen wird im Hinblick auf die Ausrichtung von Großveranstaltungen jeglicher Art.

Tor erklärt: „Ich glaube, dass sich Mallorca viel mehr bemühen muss, besser ins Spiel zu kommen. Die Verantwortlichen müssen raus aus der Komfort-Zone von Ereignissen, die sich nur um Palma drehen. Obwohl viele Events funky, jung und modisch sind, haben sie kaum Strahlkraft über die Stadtgrenze hinaus.“ Palma sei zwar nach wie vor das Mekka des kulturellen Lebens hier – aber Tor beklagt die Tatsache, dass so wenig Phantasie für andere Veranstaltungen und Aktivitäten auf dem gesamten Territorium der Insel aufgewendet wird.

Interessanterweise merkt Tor an, dass viele wichtige Veranstaltungen auf die Insel gekommen wären, wenn sie um 1985 stattgefunden hätten. Damals wurde Ibiza richtig „cool“. Und Mallorca – von einigen bemerkenswerten Ausnahmen abgesehen – verharrte mit seinem Image als Zwei-Wochen-Destination für Familien-Urlauber und das selbstzufrieden-konservative Ü-50-Publikum. Die Devise „Sicher ist sicher“ hat auch ihren Wert, aber, wie Tor betont, „ist sie kaum innovativ oder aufregend“.  Nun versucht also die Frau, die ihre Karriere beim Galapagos Island Conservation Trust begann, Mallorcas „langweiliger“ Event-Szene mehr Stil und Flair beizubringen. Dann leg mal los, Mädchen!

Photos by Michael Bowless