Cool sein: es geht um Stil nicht Geld

Wir alle denken, dass wir unsere ganz eigene Vorstellung davon haben, was cool ist und was nicht. Das ist einfach nur Geschmackssache, stimmt‘s? Nun gut, natürlich verfolgen wir die neuesten Trends aus New York, Paris, Mailand und in zunehmendem Maße auch aus dem wiedererstarkenden Berlin, das ist doch ganz normal. Mode interessiert uns nun mal. Wir möchten am Puls der Zeit sein. Doch denken, das können wir allein … oder?

Natürlich können wir das! Aber die Frage ist: wollen wir uns das wirklich antun? Ich meine, was nützt es, einen gemütlichen Nachmittag am Pool zu planen, an dem ich mich bei der Lektüre der letzten 50 Seiten des Wirtschaftsbestsellers Narren des Zufalls: Die verborgene Rolle des Glücks an den Finanzmärkten und im Rest des Lebens entspanne, wenn mich dann die ganze Zeit die Sorge quält, was ich morgen abend zu Michael Douglas und Catherin Zeta-Jones Sommerparty anziehen soll?

Was ist den wichtiger: zu lernen, warum finanzieller Erfolg weniger von Fähigkeiten und Strategien als vom Zufall abhängt – oder mich zu entscheiden, ob ich in das kleine Schwarze von Jil Sander oder von Agatha Ruiz de la Prada schlüpfen soll, um das ein oder andere Glas Champagner mit Catherine and Michael zu schlürfen. Mein Geld ist sowieso in sicheren Beraterhänden, wie sollte ich mir sonst ein neues Outfit leisten können?

Andererseit bedeutet cool zu sein aber nicht einfach nur, zu wissen, welcher Designer gerade angesagt ist und Unsummen für seine oder ihre neueste Kreation auszugeben. Es geht auch darum, diese cool zu tragen. Und das ist nun etwas, wobei einem alles Geld der Wall Street nicht helfen kann…

Hier geht es darum, den Stil zu finden, der sich ihrer Persönlichkeit am besten anpasst, egal ob es sich um eine zeitlose Schöpfung des kürzlich verstorbenen Yves Saint Laurent handelt – der nun den Himmel mit seinen neuen Kreationen beglücken kann -, oder um die Designerin mit dem wunderbar bezeichnenden Namen Lala Berlin – ansässig, in Berlin-Mitte -, deren attraktive Stoffe von Stars wie Claudia Schiffer geschätzt werden.

Schließlich sind die unwahrscheinlichsten Leute unglaublich cool: der glatzköpfige Captain Jean-Luc Picard vom Raumschiff Enterprise mit seiner Vorliebe für Earl Grey Tee; Indiana Jones, der auch mit 65 noch umwerfend ist, oder auch Angela Merkel mit ihrer sachlichen „Reichskanzlerin-Haltung“.

Wenn Sie sich nun verzweifelt fragen, wie auch Sie das Reich der Coolness erreichen, dann haben wir hier zehn gute Tipps für Sie:

Strengen Sie sich nicht an: sich anzustrengen, cool zu sein, ist ein Widerspruch in sich. Wenn Sie auch nur ansatzweise versuchen, cool zu sein, ist es schon zu spät.

Es ist ein Gemeinplatz, doch wahr: seien Sie Sie selbst. Tragen Sie Kleidung, in der Sie sich wohlfühlen, die Ihnen gefällt, von der Sie glauben, Sie betone Ihre extrovertierte Seite. Na, das hört sich doch schon mal cool an!

Verhalten Sie sich Ihrem Alter entsprechend: Sorry, ich weiß, das ist ein geschmacksloser Satz – hier mit Absicht gewählt – der das „als Lamm verkleidete Schaf“ heraufbeschwört. Es gibt nichts schlimmeres, als zu versuchen, Vergangenes wieder zu erreichen … Amy Winehouse ist 24, doch ist sie cool? Wohl kaum!

Seien Sie unvorhersehbar: Ich muss es wohl nicht extra erwähnen, aber denken Sie lieber wie Vivienne Westwood als wie Laura Ashley. Wer hätte, gedacht dass die Punk- Designerin, die als Synonym für die Sex Pistols gilt, zu einer Dame des britischen Königsreiches geschlagen würde. Mit Langweiligkeit hat sie das nicht geschafft!

Behalten Sie die Nase vorn: Und sie – also Dame Vivienne – hätte das auch nicht geschafft, wenn sie immer wieder mehr vom Gleichen geschaffen hätte. Ihre Entwürfe waren frisch, neu und forderten heraus. Gekauft wurden sie, weil sie so mutig, innovatiov und anders als alles Dagewesene waren.

Sagen Sie nein zum Gruppenzwang: Das meiste von dem, was in der Welt der Mode als „cool“ gilt, ist in Wirklichkeit nicht mehr als ….. Gruppenzwang ist es, wenn man tut, was alle anderen tun, weil sie es tun. Denken Sie an die Lemminge. Genauso ist es, einen Porsche Boxter zu kaufen, nur weil ihr Freund auch einen hat.

Gehen Sie neue Wege: Wie in der Designer Ausgabe im Juni festgestellt, hat es keinerlei Sinn, die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten, nur um sie dann mit Dolce & Gabbana und Roberto Cavalli zu füllen. Das ist heute noch genauso war wie letzten Monat. Unterstützen Sie stattdessen lieber talentierte junge Designer – Wendy Van de Sluis in Rotterdam wäre mein Tipp..

Mode macht Spass: Im Grund sollte Mode, genauso wie Kunst, Spaß machen. Es geht um Stoffe, Farbe und Form. Es geht darum, Kleider und passende Anlässe zusammenzubringen. Es geht darum, eine Serie verschiedener Looks zu schaffen – von lässig über raffiniert bis todschick. Und jeder dieser Looks sollte ganz natürlich wirken. Wie Ralph Lauren gesagt hat: “Ich entwerfe keine Kleidung, ich entwerfe Träume.“

Geschmack ist Privatsache. Wenn auf der Vorderseite des T-Shirts der Coolen “Mode macht Spaß” prangen sollte, dann sollte “Geschmack ist Privatsache” auf jeden Fall auf der Rückseite stehen. Wenn Sie nicht die Figur für Betsey Johnson oder Donatella Versace haben, tragen Sie stattdessen einen schwarze Richterrobe. Ist Ihnen eigentlich klar, wie cool Judge Judy von der gleichnamigen amerikanischen Gerichtsschow ist?

Seien Sie respektlos: Die beste Mode ist, genauso wie die beste Kunst, ganz und gar respektlos. Es geht nicht darum, mehr von dem Althergebrachten zu machte. Vergessen wir nicht, dass zum Beispiel Yves Saint Laurent eine Ikone der Modewelt gewesen sein mag, als er letzten Monat im reifen Alter von 71 Jahren dahinschied, doch zu seiner Zeit war er unerhört innovativ. Heute mag es schwer sein, seine Hosenanzüge als radikal zu empfinden, aber….

Es geht nicht nur ums Geld: Am Ende bedeutet cool zu sein, Stil zu haben. Und Stil kann man mit Geld zwar kaufen, doch es geht nicht unbedingt nur ums Geld. Schauen Sie sich doch nur einmal Elton John an! Aber das ist der Unterschied zwischen cool und kitschig… aber fangen wir nicht damit an!