Friseur der Stars und Sternchen Udo Walz

Alter schützt vor Flirten nicht. Starfriseur Udo Walz, mittlerweile 63, zeigt sich beim Lunch am Samstag im Hotel Portixol vorlaut und quicklebendig. Unter den strafenden Blicken seines Lebenspartners Carsten Thamm (37) teilt er es Männern am Tisch unüberhörbar mit, wenn er sie attraktiv findet. “Flirtmaschine” Walz lässt sich jedenfalls nicht maßregeln oder sonst irgendwie einschränken. Der Mann mit Brille und Stoppelbart hat Charme, ist unkompliziert und kumpelhaft. Munter plaudert er drauf los, auch während des Essens, über Charity, über Schauspielerinnen mit besonders schönen Haaren, über verklemmte Heteros.

Nach Mallorca kommt er zwischendurch immer wieder mal, sieht in seinen beiden Salons nach dem Rechten. Eine Wohnung hat er hier nicht mehr. Im Hotel ist es unkomplizierter. Nach wie vor frisiert er selbst, vor allem in Berlin, in seinem Hauptsalon im Hotel Kempinski-Plaza. Udo Walz soll nicht unerreichbar sein für seine Kunden – egal, ob es Normalos sind oder Superstars. Am 28. Juli 2008 steht ein ganz wichtiger Termin an. Udo Walz wird er an seinem 64. Geburtstag mit Carsten Thamm vors Standesamt treten. 400 Gäste sind zur Feier geladen.

Vor ein paar Jahren sprachen Sie sich gegen die Homoehe aus – woher kommt nun der Sinneswandel?
Nach wie vor finde ich, dass zwei Männer nicht heiraten müssen. Das sollten nur Mann und Frau tun, wenn sie Kinder wollen. Wenn sie keine Kinder wollen, sollten sie es lieber nicht tun, weil es oft nicht lange hält. Meine Meinung habe ich geändert, weil ich Diabetiker bin und alle wichtigen Dinge rechtzeitig regeln möchte. Carsten ist meine Familie. Sollte mir mal was zustoßen, würde er vom Krankenhaus nicht einmal als Angehöriger benachrichtigt.

Wie werden Sie feiern?

Die Berichterstattung in den Medien, vor allem in den USA und Deutschland, hat mich überrascht. Angeblich bin ich der erste prominente Mann, der in Deutschland solch eine Lebensgemeinschaft gründet. In Berlin werden wir ein schönes Fest machen. Ich liebe Partys.

Die Gästeliste dürfte interessant sein.

Promis aus der ganzen Welt haben sich angesagt. Insgesamt wird es eine Gesellschaft von 400 Leuten sein.

Wer sind die Trauzeugen?

Für mich Barbara Becker und Patricia Riekel, Chefredakteurin der “Bunten”. Auf Carstens Seite Bettina Zimmermann.

Sind weitere Medienauftritte geplant?

Zuletzt haben wir eine Folge von “Spieglein, Spieglein” für Vox und eine Vormittagssendung fürs ZDF aufgezeichnet. Ich bin nach wie vor sehr aktiv. Den Medien sollte man sich nicht entziehen, denn die machen die Prominenten.

Fühlen Sie Verantwortung für Ihren Reichtum?

Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen. Kürzlich habe ich Spenden für das Berliner Kinderhospiz “Sonnenhof” gesammelt. Mit Paris Hilton und Goldie Hawn habe ich auch auf Mallorca schon Charity gemacht. Prominente sollten so etwas tun und viel darüber reden, damit andere auf die gleiche Idee kommen.

Warum das schlechte Gewissen?

Weil ich ein sehr schönes Leben habe, ein gutes Privatleben führe, gute Geschäfte mache. Bis auf die Diabetes bin ich gesund geblieben. Aber um mich herum sehe ich traurige Schicksale und viele Menschen, denen es schlecht geht. Es beruhigt mich, wenn ich ein wenig helfen kann.

Haben Sie langfristige Hilfsprojekte?

Ich habe fünf Patenkinder. Erst kürzlich habe ich auf den Philippinen und in Afrika je ein Kind neu dazubekommen. Eins davon ist Waise, weil seine Eltern an Aids gestorben sind.

Aids ist ein wichtiges Thema.

Ich bin aktives Mitglied des deutschen Aids-Komitees. Es gibt Medikamente, die den Ausbruch von HIV verhindern, die aber 8000 Euro im Monat kosten. Mich würde es freuen, wenn solche Medikamente in Afrika gratis verteilt werden könnten.

Sind Sie treu?

Ja, das bin ich, und das verlange ich auch von meinem Partner. Für mich hat das weniger mit der Aidsgefahr zu tun, sondern mehr mit “Wehret den Anfängen”. Wenn man Treue in einer Beziehung nicht hinkriegt, kann man sich auch trennen.

Ist Erfolg planbar?

Ehrgeiz allein reicht nicht. Mein Erfolg basiert auf Fleiß und harter Arbeit. Leider bin ich kein typischer Schwabe und nicht sehr sparsam. Sonst müsste ich nicht mehr arbeiten (lacht).
Welche prominente Frauen haben Sie in Ihrer Karriere beeindruckt?
Die sind alle nett. Letztens waren Helen Mirren und Gwyneth Paltrow im Laden. Die sind erste Sahne. Bei mir sind Stars keine Diven, ob Karen Mulder, Naomi Campbell oder Carla Bruni. Ich lache immer wahnsinnig viel mit ihnen.

Gibt es gar keine Diven mehr?

Diven sterben aus. Maria Callas war eine Diva, oder auch Sophia Loren. Diva zu sein gilt heute als unsportlich. Das Zeug zur Diva hätte zum Beispiel Anna Netrebko. Echte Promis wie Claudia Schiffer, Nadja Auermann oder Gwyneth Paltrow haben ein exzellentes Benehmen.

Welche Frauen haben die schönsten Haare?

Catherine Deneuve, Julianne Moore, Meg Ryan, Andie MacDowell – die haben alle phantastisch weiches, glänzendes Haar.

Sind persönliche Freundschaften entstanden?

Andie MacDowell hat mir in Los Angeles das Rollschuhfahren beigebracht.

Sind Sie selbst ein Star?

Ich sehe mich nicht so, führe kein glamouröses Leben. Wie jeder andere auch gehe ich mit dem Hund spazieren oder im Supermarkt einkaufen. Manche Kassiererin erkennt mich dabei und fragt: ´Was, Sie gehen auch einkaufen?´ Und ich antworte lapidar: ´Ich muss ja auch essen´.

Woher kommt Ihre Liebe zu Mallorca?

Durch meine Arbeit kenne ich die ganze Welt. Heute ist Mallorca mein einziges Ziel, weil es alles hat, was ich brauche: schöne Berge, schöne Strände, schönes Wasser. Auch meine Salons im St. Regis Mardavall Hotel und in Palma laufen sehr gut. Palma fasziniert mich als eine der ältesten Jugendstilstädte Europas. Vielleicht suche ich mir hier bald wieder eine Wohnung.

Wo fühlen Sie sich Zuhause?

In Deutschland. Es ist ein spannendes Land. Berlin ist die einzige Stadt, in der ich leben möchte. Die Leute, die in Berlin zusammen kommen, sind schnell und kreativ. Und Kanzlerin Angela Merkel ist eines meiner besten Ergebnisse. Sie sieht jetzt richtig gut aus. Es gibt keine bösen Briefe mehr. Ich bin ein Fan von ihr. Sie macht die Politik richtig.

Ist ein berühmter Friseur ein deutsches Phänomen?

Nein. In den USA gibt es zum Beispiel Frederick DeKay, auch in England gibt es prominente Friseure.

Wann setzen Sie sich zur Ruhe?

Gar nicht. Ich werde arbeiten, bis ich umfalle. Der Chef muss immer der Beste sein. Viele meiner Friseure sind unheimlich talentiert. Denen was zu zeigen, ist eine tolle Aufgabe.

Sie sollen schüchtern sein.

Stimmt. Ich gehe nicht alleine ins Restaurant oder ins Kino. Wie jeder kreative Mensch bin ich sensibel. Mit der Zeit bin ich sicherer geworden. Alleine bin ich sehr ruhig, mit Publikum kann ich richtig keck sein.

Wieso können Sie mit Männern wenig anfangen?

Weil ich Frauen liebe, ihre Dekolletés, ihre Brüste. Aber es gibt zu viele heterosexuelle Männer, die sich lächerlich machen, wenn sie glauben, Homosexuelle beleidigen zu müssen. Dabei haben die meisten nur Angst, dass sie selbst schwul werden könnten.

Schon wieder klingelt Udo Walz´ Handy. Er geht ran und ist sichtlich erfreut über den Anruf. Er spricht laut und lacht oft dabei. Bestimmt ist irgendein Superpromi am anderen Ende der Leitung. Unser kleines Intermezzo mit einem der berühmtesten Friseure der Welt geht leider zu Ende.